Entflammt
Sound-Installation, 2013 Audioloop 60 min. Sprecherin: Klara Kußmann Ausstellungsansicht: „Die Irregukären – Ökonomien des Abweichens“ nGbK, Berlin Ein Monolog oder Selbstgespräch gedehnt zu unendlich erscheinender Länge. Stunden, Jahre, Jahrhunderte? Eine monströse unheimliche Vorstellung! Ausstellungsguide: "Rhythmus macht die Sprache, so könnte man aus der Arbeit von Michael Fesca schließen, die zeigt, wie das Gesagte mit abweichender Geschwindigkeit verändert werden kann. Das verlangsamte Sprechen stellt für den Körper eine besondere Herausforderung dar und birgt ungeahnte Schwierigkeiten für das Sprechen und Zuhören gleichermaßen. Dabei kommt eine semantische Binnenstruktur zum Vorschein: Einige Wörter vertragen die Langsamkeit, andere wiederum nicht. Michael Fesca ließ den Text von der Schauspielerin Klara Kußmann einsprechen, die sich hörbar im Schattenboxen üben musste, um eine virtuose Leichtigkeit im Langsam-Sprechen zu erreichen." |
Ein Ausschnitt aus dem Skript von "Entflammt":
"(...) Sexy und cool ist die Steigerung, in schneller Schnittfolge zum Auftritt unseres Alltags. Eine Verdichtung und Verkürzung, die unserem Bild von Intensität entspricht, eine Ekstase, die Nachhaltigkeit und Vernunft verblassen lässt. Sehnsüchtig erheischte weltliche Überhöhung. Politik nach künstlerischen Prinzipien des Schnitts, Kunst also nicht als Ornament und Zierde, welche Pointe gewinnt unsere Zustimmung und die der Vielen?
Rhythmus als ein Wettbewerb, wie die läßigen und rhythmisch ausgefeilten Markenzeichen der Rap-Battle, wo der coolere Spruch obsiegt?
Was halten sie vor diesem Hintergrund von Virtuosen?
Nichts. Es ist abstrus und entflammt. Ja sie kaprizieren sich, das ist nicht gerade eine Zierde.
- smooth swingt er im Takt. Plötzlich springt er auf: Ha, das war ihr Einsatz - zu spät.
So langsam, wie sie sind erpressen sie doch den Zuhörer ihnen zu folgen, auszuhalten, sich zu langweilen und höflich zu bleiben, sie Eigenbrötler! Allmählich wird es außergewöhnlich anstrengend.
Ich träume von der Auffüllung der aus den Filmen herausgeschnittenen oder wohl auch niemals vorhandenen Zeitzwischenräume, die die Handlung auf einen alltäglichen Zeitablauf zurückführen würden. Damit würde der Rhythmus der durch das Erzählen einer Geschichte erzeugt wird aufgelöst. Eine neue Erzählung des Vollständigen eröffnend, dem die Lust der Auswahl verloren geht. Ja Ja, es gibt unerforschte Gebiete, denn die Frage, ob es uns etwas nutzt, ist für uns Überlebensinstinkt. Welche Verlockungen reizen uns, wann lassen wir uns hinreisen zu einem Risiko? Neue Verknüpfungen zeitigen unerwartet blankes Terrain. Ich stelle mir die Kunstfertigkeit einer noch zu erfindenden Disziplin vor.
Bei Ghost Notes oder auch Zwischenschlägen handelt es sich um sehr leise Schläge, die dazu dienen, einem Rhythmus mehr Groove und Dynamik zu verleihen. Da der Musiker insgeheim zuvor schon die überzähligen Schläge gespielt hat, hat er nun im Verlauf des Stückes die Chance, einzelne vorher unbetonte Schläge unerwartet zu betonen. Dadurch kann er dem Rhythmus ohne großen Aufwand eine völlig neue Wendung geben.
Nun doch absichtlich neben den Schlag gespielt. Der verlassene Rhythmus holpert mir durch die Ohren, gecrashed schreddernd über rauhen rohen Beton, abgebremst sehe ich zentimenterweise die Poren des Kiesel, daraus herausgerissen. Es ist schwierig, während ich im Rhythmus bin, manchen Zusammenhang und Sinn der Worte zu verstehen. (...) "
"(...) Sexy und cool ist die Steigerung, in schneller Schnittfolge zum Auftritt unseres Alltags. Eine Verdichtung und Verkürzung, die unserem Bild von Intensität entspricht, eine Ekstase, die Nachhaltigkeit und Vernunft verblassen lässt. Sehnsüchtig erheischte weltliche Überhöhung. Politik nach künstlerischen Prinzipien des Schnitts, Kunst also nicht als Ornament und Zierde, welche Pointe gewinnt unsere Zustimmung und die der Vielen?
Rhythmus als ein Wettbewerb, wie die läßigen und rhythmisch ausgefeilten Markenzeichen der Rap-Battle, wo der coolere Spruch obsiegt?
Was halten sie vor diesem Hintergrund von Virtuosen?
Nichts. Es ist abstrus und entflammt. Ja sie kaprizieren sich, das ist nicht gerade eine Zierde.
- smooth swingt er im Takt. Plötzlich springt er auf: Ha, das war ihr Einsatz - zu spät.
So langsam, wie sie sind erpressen sie doch den Zuhörer ihnen zu folgen, auszuhalten, sich zu langweilen und höflich zu bleiben, sie Eigenbrötler! Allmählich wird es außergewöhnlich anstrengend.
Ich träume von der Auffüllung der aus den Filmen herausgeschnittenen oder wohl auch niemals vorhandenen Zeitzwischenräume, die die Handlung auf einen alltäglichen Zeitablauf zurückführen würden. Damit würde der Rhythmus der durch das Erzählen einer Geschichte erzeugt wird aufgelöst. Eine neue Erzählung des Vollständigen eröffnend, dem die Lust der Auswahl verloren geht. Ja Ja, es gibt unerforschte Gebiete, denn die Frage, ob es uns etwas nutzt, ist für uns Überlebensinstinkt. Welche Verlockungen reizen uns, wann lassen wir uns hinreisen zu einem Risiko? Neue Verknüpfungen zeitigen unerwartet blankes Terrain. Ich stelle mir die Kunstfertigkeit einer noch zu erfindenden Disziplin vor.
Bei Ghost Notes oder auch Zwischenschlägen handelt es sich um sehr leise Schläge, die dazu dienen, einem Rhythmus mehr Groove und Dynamik zu verleihen. Da der Musiker insgeheim zuvor schon die überzähligen Schläge gespielt hat, hat er nun im Verlauf des Stückes die Chance, einzelne vorher unbetonte Schläge unerwartet zu betonen. Dadurch kann er dem Rhythmus ohne großen Aufwand eine völlig neue Wendung geben.
Nun doch absichtlich neben den Schlag gespielt. Der verlassene Rhythmus holpert mir durch die Ohren, gecrashed schreddernd über rauhen rohen Beton, abgebremst sehe ich zentimenterweise die Poren des Kiesel, daraus herausgerissen. Es ist schwierig, während ich im Rhythmus bin, manchen Zusammenhang und Sinn der Worte zu verstehen. (...) "